Dolomiten Giro 2
Mit dem Dolomiten Giro2 haben wir fast geschafft. Für uns ist es die perfekte Tour! Wir verknüpfen Highlights von verschiedenen Touren, verbinden kleine Sträßchen mit weitgehend unbekannten Geheimtipps. Befahren bekannte Klassiker antizyklisch (bei wenig Verkehr). Übernachten in Top Hotels und haben jeweils nur einen kurzen Transfer zum Beginn und nach Ende der Tour. Dabei sind die einzelnen Etappen von den Km und den Höhenmetern etwa gleich herausfordernd.
Der Tourstart ist dann auch gleich ein Knaller! Das Stilfser Joch! Freunde, die bereits unsere "Rennrad Classics" gefahren sind, haben sich diesen knallharten Aufstieg mit den berühmten 48 Kehren noch einmal gewünscht.
Dazu starten wir in Garmisch-Partenkirchen mit einem recht kurzen Transfer nach Pfunds in Österreich. Schon bei der Busfahrt merkt man den Teilnehmern die Vorfreude an. Jeder reagiert da anders. Einige erzählen lustige Geschichten und Andere werden ganz still. Ob das etwas mit der Trainingsvorbereitung zu tun hat?
Wir werden sehen...
Etappe 1: Pfund; Norbertshöhe; Reschenpass;Stilfser Joch 84 Km / 2610 Hm (Übernachtung auf 2757HM, dem Höchsten Gebirgspass in Italien)
Es geht endlich los. Erst flach in die Schweiz und dann ein 400 Höhenmeter kurzer Aufstieg auf die Norbertshöhe. Es wird erstaunlich langsam gefahren. Jeder will seine Kräfte sparen. Von Nauders geht`s leicht bergauf über den Reschen. Bei der anschließenden rasanten Abfahrt, gibt es einen flüchtigen Blick auf den Ortler, der gewaltig aus der Bergkulisse heraus ragt. Alle denken nur noch an den unerbittlichen Aufstieg des Stilfser Joches. "Mögen die Spiele beginnen". "Steil ist es nicht, aber lang" So hören wir es immer wieder von einigen Teilnehmern. Überglücklich kommt einer nach dem Anderen oben an. Das Hotel, zentral auf der Passhöhe gelegen, hat sogar ein Schwimmbad. Vermutlich das höchste Schwimmbad Europas? Wie auch immer, unsere Koffer stehen bereits an der Rezeption. Müde, glücklich und erleichtert reden jetzt alle wild durcheinander und man merkt, das die Anspannung von Jedermann abfällt. Als es Abend wird und wir längst geduscht sind, sehen wir die Sonne glühend rot untergehen und sind mit den Gedanken bereits bei der morgigen Etappe.
Etappe 2: Stilfser Joch; Bormio; Gavia 95 Km / 2020 Hm
Guten Morgen, auf 2757 Meter ist der Sonnen Aufgang genauso beeindruckend wie der Untergang. Das Frühstück vergeht wie im Flug und jetzt heißt es anziehen. Alles was da ist. Es ist sonnig und klar, aber so früh am Morgen noch eisig kalt. Überschuhe, Handschuhe und die Winterjacke werden für die lange Abfahrt benötigt. So früh, eine so lange Abfahrt, in dieser hochalpinen Landschaft. Unten angekommen, ist der Rest doch Routine. Die extremen Höhen liegen jetzt hinter uns und bis zum Hotel wird noch locker abgespult.
Etappe 3: Carlo Magno; 82 Km / 1655 Hm
Heute gibt es eine völlig andere Etappe, wie bisher fahren wir auf den Spuren des "Giro Italia", aber heute setzt sich die Strecke aus vielen kleinen Pässen zusammen. Wobei gleich zu Beginn der "Passo Campo Carlo Magno" mit seinen rund 1000 Höhenmetern kein wirklich kleiner Pass ist. So früh ist noch kein einziges Auto zu sehen. Am Anfang ist es noch ein bißchen steil, wird aber mit jedem Km etwas flacher. Oben angekommen - das Übliche. Cappuccino und gemütlich in der Sonne sitzen. Die Abfahrt beeindruckt uns vor allem wegen der vielen Graffity auf der Straße (vom letzten Giro) und der imposanten Brenta Gruppe, die östlich von uns zu sehen ist. Jetzt sind wir total im Hinterland, fernab vom Verkehr und vom Tourismus. Aber sogar hier haben sie einen Radweg der sich das Tal entlang schlängelt. Da können sie sich woanders aber eine Scheibe abschneiden! Nach dem Mittagessen geht es sehr ungleichmäßig, in Wellen auf den Passo Durone. Der Pass ist kurz und beinahe unberührt. Abgesehen von den vielen Radfahrern sehe ich nur 1 Motorrad und 1 Fiat Panda. Ein echter Geheimtipp. Da wir vom höher gelegenen "Durone" kommen, ist es nur ein kleiner "Schnapper" über den "Ballino Pass" zum Hotel. Eine echte Genuß Etappe, die aber nicht unterschätzt werden sollte.
Etappe 4: Bondone; 80 Km / 2555 Hm
Die schwerste Etappe. Was ist schon ein Bondone im Vergleich zum Stelvio? Aber der Reihe nach. Erst einmal fängt alles ganz gemütlich an. Vom türkisgrünen Tenno See rollen wir bergab nach Riva am "Lago di Garda". Eine echte traum Abfahrt. Weiter geht es nach Torbole. Jetzt bieten sich für uns 2 Möglichkeiten, den unbekannten Weg auf den Monte Velo, ein Vorgipfel in der Bondone Erhöhung, oder von Loppio aus, Richtung Ronzo Chienis, das wäre etwas flacher. Nach dem Mittagessen in einem hochgelegenem, einsamen Gasthaus, das da mitten im Nichts liegt, befahren wir dieses wirre kleine glatte Asphaltband, das zu unseren absoluten Lieblingsstraßen gehört. Die Straße kann sich einfach nicht entscheiden, ob rauf oder runter, links oder rechts. Man versucht wirklich ständig über die nächste Kuppe zu schauen, ob man nicht wenigstens eine Tendenz erkennen kann. Die Erklärung: Die Radsport begeisterten Tifosi haben diese Straße anläßlich zum "Giro Italia" geteert und so eine "Überschreitung" des Monte Bondone und für uns ein unglaubliches Erlebnis geschaffen. Nach dem Lago di Cei geht es dann allerdings sehr lange bergab. Normalerweise sehr schön, aber unser Hotel liegt doch ganz oben auf dem Gipfel des Bondone.
Etappe 5: Cavallese; 84Km 1272 Hm
"Auf den Ausblick freue ich mich jetzt schon", heißt es beim Abendessen. 1400 Höhenmeter bergab, in aller früh, mit Blick auf Trento. Langsam wird es zu einer sehr angenehmen Gewohnheit, den Tag mit einer Abfahrt zu beginnen. Unzählige langgezogene über 180 Grad Kurven. Und die Straße gehört uns! Zu früh für die vielen Motorrad Fahrer, die wie wir auch, nach genau solchen Straßen Ausschau halten. Bis die losfahren sind wir längst auf dem Radweg nach Lavis. Das paßt! Von dort geht es über eine kleine kurvige Straße bergauf nach ... äh ins Nirgendwo. Das ist heute wirklich nicht anders zu beschreiben. Kein berühmter Pass oder bekannter Ort liegt vor uns, sondern eine kleine, kurvige Straße die einfach ein paar Dörfer miteinander verbindet. Es gibt hier 3 Straßen. Die anderen 2 Straßen verbinden Trento mit Cavallese und anderen Tälern. Deshalb sind sie auch stärker befahren. Wir lassen sie links liegen und klettern etwa, alles in allem, 1000 Höhenmeter, bis zu einem See, dem Lago Serraia. Keiner von den Anderen war schon mal da. Das Mittagessen in einem Gasthaus am See war ausgezeichnet und bald darauf stürzen wir uns in die Abfahrt. Vor uns liegen nur noch etwa 40 km. Da es jetzt ganz leicht bergab geht, bei 3-4% Gefälle, kommen alle richtig in Stimmung. Die Straße liegt am rechten Berghang und ist dementsprechend sehr kurvig. Da passiert es! Vor mir "jodelt" einer. Ha! Das Ganze geht so bis wir Molina erreichen. Von dort geht es noch 2 - 3 km auf einem Radweg nach Cavallese. Ein super Tag geht zu Ende.
Etappe 6: Passo di Valles; 91 Km / 2213 Hm
Der Tag beginnt so, wie der gestrige aufgehört hat. Auf dem Radweg. Ständig geht es bergauf, bergab. Durch den Wald über die Wiesen, vorbei an riesigen Steinen, groß wie Häuser, die völlig allein auf freier Fläche liegen. In Predazzo geht es dann auf die Straße zurück und der Aufstieg Richtung Passo Rolle beginnt. Die großen Anstiege in den Dolomiten kommen langsam immer näher. Bevor wir jedoch den oberen Teil des Passes erreichen, biegen wir nach links ab, zum Passo Valles. Er ist, völlig zu Unrecht, eine eher selten befahrene Variante, denn frisch geteert und recht kurvig in traumhafter Landschaft gelegen. Die Passhöhe erreichen wir eher spielerisch, denn nach all den Tagen im Sattel, wissen wir genau, wie wir unsere Kräfte abrufen müssen. Eine Hütte am höchsten Punkt kommt uns immer gelegen, besonders heute, da es recht kühl ist, können wir von der warmen Gaststube aus sehen, das es links und rechts der Straße schon wieder weiß angepudert ist. So ein Begleitfahrzeug ist schon eine feine Sache, die dicken Beinlinge und Handschuhe raus, geht es gut ausgerüstet ins Tal Richtung Falcade und weiter Richtung Alleghe. Mittlerweile ist es uns schon lange wieder warm und wir sehen über den See in Alleghe und gut läßt sich erkennen, das hier der kleine Bergbach durch einen Bergsturz gestaut wurde. Die Natur ist schon gewaltig! Ehrfürchtig fahren wir immer weiter Richtung Marmolada. Ein 2. gewaltiger Anstieg liegt heute noch vor uns. Kurz vor dem Fedaia, den wir schon vom Dolo Giro I kennen, biegen wir nach rechts ab, Richtung Arabba. Das sind gut und gerne noch mal 900 Höhenmeter. Und wieder gibt es ein kleines Race, diesmal nicht um die Spitze, sondern etwas weiter hinten. Wie sonst auch, geht es wieder um die "goldene Ananas", aber die will auch erst mal verdient werden! Vor uns liegt nun der Passo Pordoi, rechts von uns der der Campolongo Pass, links der Fedaia und schräg hinter uns der Fazarego Pass. Umgeben von diesen klangvollen traditionellen Pässen checken wir ins Hotel ein und genießen unseren letzten gemeinsamen Abend. Schnell ist es gegangen. Wir können es gar nicht glauben, daß die Woche schon beinahe vorbei ist. Aber morgen, da kommt`s schon noch mal "dicke".
Etappe 7: Pardoi, 70 Km /.1675 Hm
Der letzte Tag, die Stimmung ist gut, fast ausgelassen. Heute soll es auf den Pordoi gehen. Gewaltig und beeindruckend. Danach die Abfahrt Richtung Sella Pass. Der nächste Klassiker. Jetzt geht es recht gemütlich weiter. Rennen fährt jetzt keiner mehr. Alle blicken auf die mächtige Westwand des Pordoi und auf den vor uns liegenden Piz Ciavazes. Puh, jetzt merken wir die komplette Woche in den Beinen. Kurz nach dem Sella Pass am Rande des "steinernden Meeres" kehren wir noch mal ein und lassen es uns gut gehen. Vor uns liegt nur noch eine lange Abfahrt. Wolkenstein, St. Christina und St. Ulrich - alles Orte mit klanghaften Namen, allerdings sind wir alle ein bißchen wehmütig, denn unsere Woche geht jetzt zu Ende.
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